"Februar": Krimi aus Dresden über Extremismus
Mit Francis Mohrs neuem Buch „Februar“ ist ein packender Kriminalroman im kleinen aber feinen Dresdner Buchverlag erschienen, dessen Thema über Extremismus und seine Folgen (leider) aktueller nicht sein könnte. Dresden – Freital – Heidenau – warum und was noch?
Eine Großstadt im Osten Deutschlands. Provinz im Aufwind. Opernball. Jedes Jahr im Februar gewalttätige Aufmärsche rechter und linker Chaoten. Kontraste pur. Kriminalkommissar Josef Kafka wird verdonnert, im Vorfeld der sich einmal mehr ankündigenden Krawalle in einem Deeskalationsteam mitzumischen, und trifft so auf den Psychologen Fritz, der vor wenigen Jahren aus dem Westen in den Osten migriert ist und eine eigene Praxis betreibt. Der knurrige Kafka und der zaudernde Fritz wissen da noch nicht, dass sie mehrere gemeinsame Fälle an der Leine haben.
Die offensichtliche Fremdheit dieser beiden Männer, die doch aus einem Land kommen, eröffnet eine differenzierte Auseinandersetzung mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Konflikten, die uns nicht nur in Dresden, sondern in ganz Deutschland leider brandaktuell beschäftigen: immer noch bestehende deutsch-deutsche Vorurteile, ansteigender Extremismus, Ängste und Frustration in Teilen der Bevölkerung, die sich heute u. a. in den PEGIDA-„Spaziergängen“ widerspiegeln und – wie jüngste Ereignisse wie die wiederholten Angriffe Rechter auf bestehende und geplante Flüchtlingsunterkünfte in Sachsen zeigen – auch immer öfter in Gewalt münden. Gewalt gegen Andersdenkende, politisch Engagierte und im Besonderen auch gegen die Polizei (siehe brandaktuell die Ausschreitungen gegen die Polizei in Heidenau/Sachsen). Und auch die Situation im Roman spitzt sich zu, als der Wagen eines Politikers in Flammen aufgeht …
Der Autor (selbst Diplom-Psychologe) bezieht dabei als Person nicht Position, sondern lässt über seine Protagonisten die tieferen Ursachen der Konflikte auch psychologisch beleuchten. Sowohl rechter als auch linker Extremismus stehen dabei im Fokus der Auseinandersetzung. Gezeichnet wird damit das kriminalistische und psychologische Soziogramm einer Stadt und seiner Menschen in Deutschland – mit düsteren Prognosen und sanften Ausblicken. Dass offensichtlich ein gesamtgesellschaftliches Problem beleuchtet wird, wird durch die explizite Nicht-Nennung des Handlungsortes des Romans ebenfalls unterstrichen. Die oben angedeutete „Großstadt“ könnte also jede beliebige Stadt in Deutschland sein, denn überall – nicht nur in Sachsen – sind solche Eskalationen möglich. Jedoch stellte für den Autor Francis Mohr, der selbst in Dresden lebt, die Stadt an der Elbe eine Inspiration zu diesem Werk dar.
Francis Mohr legt mit „Februar“ seinen zweiten Roman vor. Er wuchs in Leipzig auf, lebt heute in Dresden und schanzt für den sozialmedizinischen Kapitalkomplex. Shortstorys sind seine Begleiter. 2006 gründete er mit Leif Hauswald das Autorenduo „Federkrieger Dresden“. 2013 war er Mit-Initiator der Lesebühne „Phrase4“. 2009 veröffentlichte er eine im Landestheater Parchim uraufgeführte Bühnenfassung von „Der Schimmelreiter“ nach Theodor Storm. 2011 brachte der Dresdner Buchverlag sein Romandebüt „Flashback Ost“ heraus. Es folgten Lesungen in Dresden, Leipzig, Potsdam und Czernowitz (Ukraine). 2013 erschien sein Erzählband „Kafka und Knödel / Die Invasion der Elstern“ bei zwiebook (Imprint des Dresdner Buchverlages). Francis Mohr ist ein Verehrer der Familie, seiner Freunde und des Portweins. Sein Herz schlägt für den Süden, den Osten und das Meer.
Das Buch ist im Dresdner Buchverlag (im Taschenbuch-Imprint EDITIA) erschienen.
ISBN: 978-3-943450-29-3
Taschenbuch, 304 Seiten
12,90 Euro
Gewinnspiel
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