Historischer Film "Die Wannseekonferenz" nach dem von Adolf Eichmann verfassten Besprechungsprotokoll heute (24.01.2022) im ZDF
Aus Anlass "80 Jahre Wannsee-Konferenz" strahlt das ZDF heute (24.01.2022) ab 20:15 Uhr als "Fernsehfilm der Woche" den historischen Film "Die Wannseekonferenz" von Regisseur Matti Geschonneck aus. Der Spielfilm "Die Wannseekonferenz" schildert auf Grundlage des von Adolf Eichmann gezeichneten "Besprechungsprotokolls" das Treffen führender Vertreter des NS-Regimes am 20. Januar 1942 in einer Villa in Berlin-Wannsee. Thema war die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmords an den Juden in Europa, von den Nazis als "Endlösung der Judenfrage" bezeichnet. Im Anschluss läuft ab 22:00 Uhr noch "Die Wannseekonferenz - Die Dokumentation", in der die 100-jährige Margot Friedländer als eine der letzten Zeitzeugen zu Wort kommt.
Darum geht es heute im Spielfilm "Die Wannseekonferenz" ab 20:15 Uhr
Am 20. Januar 1942 treffen sich in einer Villa in Berlin-Wannsee hochrangige Vertreter des NS-Regimes zu einer Besprechung, die als Wannsee-Konferenz in die Geschichte eingeht. Ausschließliches Thema der Besprechung ist die von den Nationalsozialisten so genannte "Endlösung der Judenfrage": die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmordes an den Juden Europas. 15 führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie kommen am Mittag des 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin zusammen. Eingeladen hat Reinhard Heydrich (Philipp Hochmair), Chef der Sicherheitspolizei und des SD, zu einer "Besprechung mit anschließendem Frühstück". In der etwa 90 Minuten dauernden Besprechung wird der millionenfache Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas geplant und organisiert.
Darum geht es heute in der Doku "Die Wannseekonferenz - Die Dokumentation" ab 22:00 Uhr
Die Dokumentation von Jörg Müllner beleuchtet im Anschluss an den Fernsehfilm, wie es zum millionenfachen Morden kam und welche Rolle die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 dabei hatte.
Es war die wohl mörderischste Konferenz in der Geschichte der Menschheit, das Thema: Planungen zur Ermordung von elf Millionen Juden in Europa. Die Teilnehmer waren keine Psychopathen, sondern gebildete Männer, aus SS, Polizei, Verwaltung und Ministerien.
Das Sitzungsprotokoll ist von zentraler Bedeutung. Es zeigt, wie offen in der Teilnehmerrunde über den geplanten Mord an Millionen Juden in Europa gesprochen wurde. Die Einladung zur Besprechung am Wannsee kam von Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes im Berliner Prinz-Albrecht-Palais, der zentralen Verfolgungs- und Vernichtungsbehörde des NS-Regimes.
Heydrich kam es bei der Konferenz am Wannsee darauf an, sich mit allen Teilnehmern über die technische Umsetzung des mörderischen Rassenwahns zu verständigen und dabei den Machtanspruch der SS zu demonstrieren. Der Massenmord an Millionen Menschen hatte indes längst begonnen: Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen im Herbst 1939 war begleitet von Exzessen an der polnischen Bevölkerung. Sie bildeten den Auftakt für die systematische Ermordung der Juden in Polen und der Sowjetunion ab 1941.
Auch für die Juden im "Reich" verschärften sich die Lebensbedingungen. Diskriminierung, Entrechtung, Verfolgung gehörten seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 zum leidvollen Alltag, auch für die 1921 geborene Berlinerin Margot Friedländer. In der Dokumentation schildert sie ihr Schicksal: 1938 versuchte Margot Friedländers Mutter, Papiere für eine Auswanderung zu bekommen, doch ohne Erfolg.
Mitte September 1941 traf Hitler die Entscheidung, alle Juden aus Deutschland in Richtung Osten zu deportieren. Zwar hatte es zuvor bereits Transporte gegeben, doch stellte Hitlers Befehl eine weitere Eskalationsstufe im mörderischen Entscheidungsprozess dar.
Über Deportation und Mord sprachen die 15 Männer in der Villa am Großen Wannsee am 20. Januar 1942 - in millionenfacher Dimension. Die Zielvorgabe: Elf Millionen Juden in Europa sollten vernichtet werden. Im von Deutschen besetzten Polen wurden von der SS Vernichtungslager errichtet; Belzec war das erste davon.
Als sich am frühen Nachmittag des 20. Januar 1942 die Besprechung am Wannsee auflöste, zeigte sich Reinhard Heydrich zufrieden: Die Teilnehmer hatten seine "Führungsrolle" akzeptiert und ihm ihre Zusammenarbeit zugesichert.
Für die 21-jährige Margot Friedländer, die unweit der Villa am Wannsee seit 1940 Zwangsarbeit leistete, begann ein neues, leidvolles Kapitel. 1943 versuchten sie und ihr jüngerer Bruder Ralph, zu fliehen. Als Ralph verhaftet wurde, stellte sich die Mutter freiwillig der Gestapo und wurde mit ihrem Sohn nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Margot tauchte unter, versteckte sich monatelang vor der Gestapo, bis sie 1944 festgenommen und ins Ghetto Theresienstadt gebracht wurde. Sie überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust.
Für die Dokumentation ist Margot Friedländer in die Villa am Wannsee gekommen, wo vor 80 Jahren jene Konferenz stattfand, die auch für sie schicksalhaft wurde. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte. Dort wird an die beispiellose Sitzung am 20. Januar 1942 erinnert, bei der der Mord an elf Millionen Menschen besprochen wurde.
In der Dokumentation kommen neben Margot Friedländer auch Historiker und Historikerinnen wie Barbara Schieb, Prof. Peter Klein (Touro College Berlin, Fakultät Holocaust Studies) und Prof. Götz Aly zu Wort, die den Rassenwahn in NS-Deutschland und den Holocaust untersucht und in zahlreichen Publikationen dargestellt und analysiert haben.
Neben der Dokumentation ist in der ZDFmediathek seit vergangenen Donnerstag eine Vielzahl vertiefender Onlineangebote verfügbar: acht Beiträge, die einzelne Themen des Films erklären und einordnen, präsentiert von Mirko Drotschmann, der als "MrWissen2goGeschichte" bekannt ist. Für die YouTube-Kanäle "Terra X" sowie "MrWissen2goGeschichte" werden weitere Videos produziert, die sich mit der Wannsee-Konferenz beschäftigen.
In Zusammenarbeit mit dem Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V. wurde darüber hinaus ein umfangreiches Unterrichtsangebot entwickelt, das als Download kostenfrei über die ZDFmediathek abrufbar ist. Die Virtual-Reality-Anwendung "ZDF-Entdeckungstour-Wannseekonferenz" erlaubt einen virtuellen Besuch des historischen Schauplatzes und entsteht in Kooperation mit der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz.